Update: Mehr Erreichbarkeit bitte! – Wie steht es um den Thüringer Taktfahrplan?
Wer mit Bus und Bahn in Thüringen unterwegs ist, braucht ein dichtes, Grenzen überschreitendes ÖPNV-Liniennetz, einen engen und aufeinander abgestimmten Verkehrstakt sowie direkte Anschlüsse bei Umstiegen. Gemeinsam mit der Thüringer Landesregierung erarbeiten wir seit dem vergangenen Jahr den „Integralen Taktfahrplan Thüringen 2030“. Dieser ist Grundlage, um die gesteckten verkehrspolitischen Ziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Was hat sich seit dem Projektstart alles getan hat? – Ein Update.
Gerade in den ländlich geprägten Regionen Thüringens ist das Auto noch immer unverzichtbar, um in einem respektablen zeitlichen Rahmen von A nach B zu gelangen. Das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist aufgrund einer zu weiten Taktung oder schlicht mangelnder Verfügbarkeit leider keine echte Alternative zu individuellen Fortbewegungsmöglichkeiten. Noch nicht. Denn die Thüringer Landesregierung nimmt sich seit dem vergangenen Jahr der Herausforderung an: Mit einer Erreichbarkeitsgarantie und einem entsprechenden Umbau des ÖPNV-Netzes, sollen mehr Thüringer:innen auf öffentliche Verkehrsmittel umsatteln können. Dafür gilt es, vorhandene Verkehrsangebote gekonnt miteinander zu verknüpfen und das Gesamtnetz an den Stellen auszubauen, damit man in Thüringen tatsächlich in mit dem Auto vergleichbarer Qualität und Zeit von A nach B gelangt.
Was ist bis jetzt passiert!?
In Kooperation mit den Unternehmen Fahrplangesellschaft B&B mbH, MOBILE Zeiten, Thüringer Verkehrsbetrieben und Landkreisen sowie weiteren Partner:innen haben wir im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft im vergangenen Jahr den sogenannten Integralen Taktfahrplan Thüringen erarbeitet. Er bildet die Basis für die Erstellung eines leistungsfähigen ÖPNV-Netzes in Thüringen über Stadt- und Kreisgrenzen hinaus.
Seit Herbst 2022 liegt der Entwurf für einen Integralen Taktfahrplan für ganz Thüringen vor. In einer Anhörung erhielten ÖPNV-Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Diese werden aktuell auf Übernahme geprüft und schließlich der ITF-Rahmennetzplan finalisiert. Parallel schauen Verkehrsplaner:innen seit letztem Jahr in den Saale-Orla-Kreis. Als offizielle Modellregion gibt das ÖPNV-Netz des Kreises Auskunft darüber, inwieweit die Überlegungen zum Taktfahrplan tatsächlich praktisch umsetzbar sind. Erste Analysen und Prognosen stimmen dabei zuversichtlich und sorgen auch in anderen Kreisen für Aufwind: Nach entsprechenden öffentlichen Anhörungen in den einzelnen Thüringer Landkreisen und Regionen, hat der überwiegende Teil signalisiert oder bereits bestätigt, dass eine Umstrukturierung des ÖPNV auf Grundlage des Integralen Taktfahrplans Thüringen essentiell ist, um die Erreichbarkeit und Anbindung zu verbessern.
Novum: Die vorgesehene Umsetzung der Erreichbarkeitsgarantie und des ITF-Konzeptes ist dabei als integrierte ÖPNV-Planung zu verstehen, die insbesondere die Schülerbeförderung einschließt. Mit einer effizienten Integration lassen sich attraktive Fahrplanangebote auch für Schüler:innen schaffen, die gleichzeitig sowohl die betrieblichen Ressourcen der Verkehrsunternehmen als auch die Finanzierbarkeit berücksichtigen.
Mit einer zum Teil erforderlichen geringfügigen Veränderung der Schulanfangs- und -schlusszeiten können die Knotenpunkte im Hauptnetz rechtzeitig bedient werden. Dadurch ergeben sich neue Fahrtmöglichkeiten nicht nur zu den Hauptschulzeiten, sondern auch für Zeiten außerhalb des Standardrahmens. Fahrtenangebote bei Nachmittagsunterricht, AGs oder Sportaktivitäten lassen sich damit genauso gut abdecken wie außerschulische Aktivitäten. Schüler:innen und Schulen sind damit die großen Gewinner dieser ÖPNV-Weiterentwicklung. Gleichzeitig wird das System Nahverkehr aber auch für alle anderen Zielgruppen nutzbar.
So bringt ein auf der Grundlage des ITF gedachter Öffentlicher Nahverkehr auch entscheidende Impulse für den Thüringer Tourismus: Der Bedarf an einem guten Nahverkehr in den Tourismusregionen des Freistaates ist groß. Egal, ob Rennsteig, Rhön oder Hainich – Urlauber:innen und Tagesgäste erwarten ein ausreichendes Nahverkehrsangebot, das den Verzicht auf das eigene Auto ermöglicht. Dabei geht es sowohl um die An- und Abreise, als auch um die Vor-Ort-Mobilität am Urlaubsziel. Im Wettbewerb mit anderen Urlaubs- und Erholungsdestinationen stellt die ÖPNV-Erreichbarkeit inzwischen einen wichtigen Standortvorteil dar und entscheidet bei den Erholungssuchenden über die Auswahl des Ziels. Über die ITF-Knoten können auch Bereiche mit geringer Nachfrage durch On-demand-Verkehrsmöglichkeiten an das ÖPNV-Netz angebunden werden und sind damit in das landesweite Nahverkehrssystem integriert.
Aktuell wird die Modellregion um den benachbarten Landkreis Saalfeld- Rudolstadt erweitert, der in einem ÖPNV-Zweckverband mit dem Saale-Orla-Kreis verbunden ist. Auch hier werden in den Jahren 2023 und 2024 Konzept- und Feinplanungen nach dem ITF-Planungsprinzip für den Linienverkehr erstellt. Im Sommer 2024 soll in der dann erweiterten Modellregion beider Landkreise der ITF in Kraft gesetzt werden.
Darüber hinaus wird im Jahr 2024 auch in einer weiteren Region mit der ITF-Konzeptplanung begonnen werden. Hier soll das zukünftige funktionsteilige Oberzentrum Südthüringen Suhl | Zella-Mehlis | Schleusingen | Oberhof von einem optimierten ÖPNV-Angebot profitieren.
Mehr zum Projekt „Integraler Taktfahrplan Thüringen“ bündeln wir hier:
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