Alles so schön alt hier - aber kann die ehemalige Fabrikhalle nicht mehr?
Der Anblick alter Gebäude aus längst vergangener Zeit setzt bei uns einen unaufhaltsamen Gedankenfluss in Gang: Es spinnt sich ein wildes Netz davon, was hier einmal war und: was vielleicht wieder sein könnte, mit der richtigen Idee, einem passenden Partner und dem nötigen Weitblick. Seit Dezember 2004 erfassen wir in unserem Brachflächenkataster verwaiste Gebäude und brach gefallene Flächen, für die sich niemand (mehr) recht zuständig fühlt – seit 2017 ist dieses Kataster GIS-basiert online verfügbar. In unserem heutigen Blogbeitrag nehmen wir Sie mit zu alten Industriebrachen in Thüringen und zeigen Ihnen, was nach dem Erfassen in unserem Kataster geschieht. Auf geht’s!
Ein Pool für Brachgefallenes
Weil es in Thüringen eine ganze Reihe von alten, ungenutzten oder – wie wir Stadt- und Regionalentwickler:innen es nennen – brach gefallenen Arealen gibt, entstand die Idee, diese im Auftrag des Landes Thüringen in einer interaktiven Datenbank zu erfassen. So werden nicht nur Flächenpotenziale erfasst, sondern auch Prozesse (wieder) in Gang gesetzt, die deren erneute Nutzung greifbar werden lässt. Das Brachflächenkataster erfasst seitdem vor allem Flächen ab einer Größe von 3.000 Quadratmetern, die ganz oder teilweise bebaut oder versiegelt sind, und die (noch) vorhandene Bausubstanz mit optisch erkennbaren Missständen enthält. Weiterhin listet die Datenbank Objekte auf, die über einen längeren Zeitraum augenscheinlich nicht mehr genutzt worden sind, lediglich untergeordnet genutzt werden oder für die es noch keine konkrete Nachnutzungsidee gibt. Unter den derzeit circa 1.200 Einträgen befinden sich unter anderem alte Industrieflächen, ehemalige militärisch oder landwirtschaftlich genutzte Anlagen und sogar ein ehemaliger Agrarflugplatz.
Warum die ganze Arbeit?
Es ist leicht, brach gefallene Flächen und Immobilien einfach sich selbst zu überlassen und mitunter dringend benötigte Industrie-, Wohnstandorte an anderer Stelle zu errichten. Damit verbunden ist jedoch ein erhöhter Flächenverbrauch, allen voran von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Und genau diesen Verbrauch möchten wir mit dem Brachflächenkataster eindämmen.
Investor:innen aus aller Welt, Bauträger, Immobilienunternehmen und auch wir als Landesentwicklungsgesellschaft entwickeln im Freistaat bedarfsgerecht Wohn-, Industrie- und Gewerbeflächen. Zudem weist die Verkehrsinfrastruktur in Thüringen noch Lücken auf – allein der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht für den Freistaat 38 Projekte vor, wie zum Beispiel den Bau von Umgehungsstraßen. Für dessen Umsetzung ist der Eingriff in gewachsene Naturräume unvermeidbar. Jeder dieser Eingriffe muss laut Gesetz ausgeglichen werden. Um solche Maßnahmen gezielt auf ungenutzte oder brachgefallene Flächen zu lenken, ist das Wissen um Lage und Größe von Brachflächen grundlegend. Mit dem Brachflächenaktaster tragen wir somit dazu bei, ungenutzte Flächen zu erkennen und in den Flächenkreislauf zurückzuführen – so können sie dann neu genutzt oder aber renaturiert werden.
Noch mehr aus der Zeit Gefallenes – wir zeigen neue Möglichkeiten
Auch über das Brachflächenkataster hinaus sind wir für unsere kommunalen Partner:innen ein kompetenter Partner, wenn es um das Revitalisieren oder Inwertsetzen von brach gefallenen Flächen geht: Im Rahmen des Modellprojektes Inwertsetzung von Brachflächen haben wir an mehr als 60 Standorten in Ostthüringen das umfassende Prozessmanagement übernommen. So haben wir den jeweils betreffenden Landkreis unter anderem bei der strategischen Planung, der Finanzierung und Förderung oder der Kommunikation unterstützt und dabei geholfen, die Eigentümer:innen für die angestrebten Erneuerungsprozesse zu mobilisieren. Im Rahmen des Modellprojektes hat sich zum Beispiel ein brach gefallener Vierseitenhof in Großsaara zum gesellschaftlichen Zentrum des Ortes entwickelt, in dem heute ein Kindergarten, der Bauhof des Ortes sowie das Gemeindeamt untergebracht sind. Auch für die Neunutzung von Schloss Kospoda bei Neustadt/Orla haben wir uns im Zuge des Modellprojektes engagiert: Heute ist das Schloss ein Kulturzentrum und damit wichtiger Anziehungspunkt der gesamten Region. Projekte wie diese zeigen, dass es sich lohnt, bekannte Brachflächen zu benennen und etwa in einem Kataster zu erfassen.
Halten Sie gern die Augen offen: Melden Sie uns brach gefallene Flächen in ihrer Nähe und tragen Sie so zu einer nachhaltigen Flächennutzung bei. Wir nehmen diese nach eingehender Prüfung gern mit in das Brachflächenkataster Thüringen auf.
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