Geschichte und Zukunft in Diedorf
Es könnte durchaus die Kulisse eines Kinofilmes sein, schaut man sich das Gelände der ehemaligen Strumpffabrik im westthüringischen Diedorf an: Leerstehende Fabrikhäuser, zerfallene Fassaden und beschädigte Hauswände prägen das seit 2008 ungenutzte Gelände. Dieser Anblick will so gar nicht in das Bild des Dorfes passen, welches sich drum herum abbildet, voller charmanter Familienhäuser und gepflegter Gärten, umschlossen von einer idyllischen Naturlandschaft. Kein Bauherr oder Projektleiter, eher die wuchernden Gräser, die das Fabrikgelände zunehmend erobern, scheinen mittlerweile die Eigentümer dieses Areals zu sein. Über die Jahre hangelten sie sich vorsichtig immer weiter an den Häuserwänden und Eingängen entlang, sprossen aus den Bodenplatten und sind wohl das ganze Gegenteil der gezähmten Natur in den Gärten der Bewohner ein paar Schritte weiter. Nur noch Relikte in den Fabrikhallen -hier und da ein Stuhl, ein Schreibtisch oder eine Nähmaschine- weisen auf das ehemalige fleißige Wirken hin, welches die Räume durchströmte. Wie ein Zeitreisender, zurückversetzt in die DDR, fühlt sich der Besucher, öffnet er die Türen zu den Hallen und es wirkt beinahe so, als höre man noch immer das Klicken der Näherinnen…
Diedorfer Industrieareal lebt wieder auf
Trotz aller Nostalgie, die diesen Ort unbestreitbar umgibt, wird es 12 Jahre nach der letzten Nutzung des Fabrikgeländes Zeit, dieses neu zu gestalten. Seit 2018 unterstützen wir, die Stadt- und Regionalentwicklung, dieses Vorhaben, indem wir Fördermittel akquirieren und bei der Erarbeitung von Umsetzungsideen helfen. Nach jahrelanger Planung konnten wir am 16.09.2020 schließlich als Projektpartner dabei sein, als der Spaten zum offiziellen ersten Stich angesetzt wurde. Er symbolisiert die Wiederbelebung des Geländes der ehemaligen Strumpffabrik und einen Schritt Richtung Zukunft. Vollzogen wurde dieser von dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, gemeinsam mit dem Bauherrn und Inhaber der ZIPP Pflegekonzepte, Dr. Heiko Tierling, unserer Geschäftsführerin, Sabine Wosche, dem Landrat des Unstrut-Hainich-Kreises, Harald Zanker, dem Bürgermeister der Landgemeinde, Andreas Henning sowie dem Leiter der Projektentwicklungsgruppe Revitalisierung ESDA, Erich Petke. Entstehen wird hier zunächst ein Appartementhaus mit 14 barrierefreien Wohnungen, das ab dem nächsten Jahr u.a. als Wohnraum für Fachkräfte und ältere Menschen genutzt werden soll. Für dieses Vorhaben überreichte Ministerpräsident Bodo Ramelow einen Förderbescheid mit einem Baudarlehen in Höhe von 1,2 Millionen Euro an den Bauherren. Über weitere 700.000 Euro Zuschüsse seitens des Landes konnte sich dieser ebenfalls freuen.
In den letzten Jahren
In der ESDA-Strumpffabrik in Diedorf, einem Ortsteil der Landgemeinde Südeichsfeld im Unstrut-Hainich-Kreis, wurden zur Zeit der DDR verschiedene Strumpfwaren hergestellt. Nach der Privatisierung im Zuge der Wiedervereinigung wurde die Produktion stark zurückgefahren und im Jahr 2008 durch die bis dato ansässige Firma Rogo Thüringer Strümpfe Produktions GmbH schließlich endgültig eingestellt. 2015 kaufte der heutige Eigentümer Dr. Heiko Tierling die 0,9 Hektar große Brachfläche, um diese zu erneuern und auszubauen. Wir, als LEG, sind Projektpartner seit 2018 und unterstützen sowohl konzeptionell als auch bei der Akquirierung von Fördermitteln sowie bei der Umsetzung einer langfristigen Finanzierungsstrategie.
Weitere Baumaßnahmen für die nächsten Jahre geplant
Das neue Wohngebäude ist dabei das erste von mehreren Projekten, um das Areal zu erneuen. Das Gelände, auf dem u.a. Kinderstrumpfhosen für die DDR erfunden, entwickelt und jährlich millionenfach produziert wurden, soll sich nun endlich dem Bild Diedorfs anpassen: In den folgenden Jahren entstehen hier, so die Planung, Appartements, ein Veranstaltungssaal, Schulungsräume, ein Kindergarten sowie ein medizinisches Versorgungszentrum. Umgesetzt wird dies von dem Investor Dr. Heiko Tierling von ZIPP Pflegekonzepte, dem Leiter der ESDA-Projektgruppe Erich Petke, uns und dem Architekturbüro Göbel aus Mühlhausen. Auch der ökologische Aspekt wird in das Konzept mit einbezogen - gezähmt werden müssen die wilden Gräser zwar, aber auf der großzügig ausgelegten Freianlage werden neben Spielflächen für Kinder auch Teiche angelegt.
Ein historischer Schatz
Für eine kleine Sensation -zumindest für Geschichtsinteressierte- sorgte im Übrigen ein unerwarteter Fund auf dem Gelände. In einem Tresor entdeckte Dr. Heiko Tierling einen wahrlich historischen Schatz: Akten und Grundbucheinträge, welche bis auf das frühe 19. Jahrhundert zurückgehen. Untersucht werden diese im nächsten Jahr von dem Historikerverein in Erfurt. Wir sind gespannt auf deren Ergebnisse und was an Neuigkeiten zutage getragen wird. Wir bleiben dran und halten Sie über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden.
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